Apothekerinnen und Apotheker im Impfeinsatz: Yes, we can! Aber ist es sinnvoll?

Apothekerinnen und Apotheker im Impfeinsatz: Yes, we can! Aber  ist es sinnvoll?

Yes, we can!

ApothekerInnen können – nach entsprechender Schulung – impfen, das steht außer Frage. Es gibt bereits erfolgreiche Modellprojekte zur Grippeimpfung in deutschen Apotheken. Die gesetzlichen Grundlagen für die Durchführung von Impfungen durch ApothekerInnen, auch in den eigenen Räumen, wurden mit dem Masernschutzgesetz geschaffen, das im März 2020 in Kraft getreten ist. In anderen europäischen Ländern, wie z.B. Irland, der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Portugal und Dänemark, sowie in vielen weiteren Ländern, einschließlich USA, Kanada, Australien und Neuseeland, ist das Impfen durch ApothekerInnen schon längst etabliert. In einigen dieser Länder impfen ApothekerInnen selbstverständlich auch gegen das Coronavirus SARS?CoV?2.



Was spricht dagegen?

In Deutschland möchten die ApothekerInnen nicht mit den Ärzten in eine Konkurrenz-Situation treten; man will es vermeiden, die Ärzte zu verärgern. Manche ApothekerInnen führen mangelnde Kompetenz an, z.B. falls bei einem Geimpften eine anaphylaktische Reaktion auftritt. Ein weiterer Punkt ist die knapp kalkulierte Kostenerstattung für Impfungen, sodass sich das Impfen wirtschaftlich möglicherweise nicht lohnen würde. Außerdem ist das Impfen, zumindest initial, mit einem großen Aufwand verbunden, wie u.a. einer 9-stündigen praktischen und theoretischen Schulung, einer sorgfältigen Dokumentation und ggf. der Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten. Der Berufsstand ist z.Z. noch unzureichend darauf vorbereitet, sich breit an Impfungen zu beteiligen. Auch wird ein hoher bürokratischer Aufwand befürchtet.



Was spricht dafür?

ApothekerInnen sind die Experten für Arzneimittel und damit auch für Impfstoffe. Wer könnte die Zusammensetzung und die molekularen Wirkmechanismen von Impfstoffen besser beurteilen und erklären? Wir kennen uns mit Adjuvanzien und Impfstoff-Formulierungen aus, einschließlich der Nanotechnologie, die bei den mRNA-Impfstoffen eingesetzt wird. Apotheken sind überall zugänglich und würden einen niederschwelligen, patientennahen und qualitätsgesicherten Zugang zur Impfung bieten. Aus anderen Ländern ist bekannt, dass die Impfbereitschaft dadurch signifikant steigt. Während kranke und ältere RisikopatientInnen ohnehin in den Arztpraxen geimpft werden, könnten Apotheken mit ihrem Impfangebot vor allem jüngere, gesunde und berufstätige Menschen mit wenig Zeit erreichen. Dies wiederum bedeutet, dass man den Ärzten nichts wegnehmen würde. Ein hoher Prozentsatz an Geimpften ist die Voraussetzung sowohl für ein Ende dieser Pandemie, wie auch für das Verhindern neuer Epidemien und Pandemien. Wenn in Apotheken gegen SARS-CoV-2 geimpft würde, könnten auch die aufwändigen Impfzentren früher wieder geschlossen werden. Vor allem in ländlichen Gebieten mit akutem Ärztemangel wären Impfungen in der Apotheke eine besonders wichtige Ergänzung zur Patientenversorgung, die nicht in Konkurrenz zu den Ärzten steht.



Fazit

Die aktuelle Coronavirus-Pandemie hat die große Bedeutung von Impfungen und die Notwendigkeit einer hohen Durchimpfungsrate in den Mittelpunkt des Bewusstseins gerückt. Bereits zuvor waren jedes Jahr hunderte oder teilweise sogar mehrere Tausend Tote durch Influenza-Infektionen allein in Deutschland zu beklagen. Die meisten dieser Todesfälle hätten durch Impfungen verhindert werden können. Apotheken können Impfungen niederschwellig anbieten, vor allem für Junge und Gesunde sowie für weitere Gruppen, die keinen Arzt aufsuchen würden, um sich impfen zu lassen. Dies muss mit den Ärzten besprochen und entsprechend kommuniziert werden. Apothekerinnen und Apotheker sind als ArzneimittelexpertInnen dazu in der Lage, die Bevölkerung kompetent zu Impfstoffen zu beraten und sie genießen das Vertrauen der Menschen.

Wir Apothekerinnen und Apotheker werden uns der Notwendigkeit, niederschwellige Impfangebote anzubieten und die Impfrate zu erhöhen, zukünftig nicht verschließen können. Breite Impfkampagnen sind erforderlich sowohl für bekannte Infektionskrankheiten, die immer noch zu vielen vermeidbaren Krankheits- und Todesfällen führen, als auch für zukünftige Mutanten und neue Erreger. Alle KollegInnen, für die die Pro-Argumente überwiegen, sollten sich daher gemeinsam mit den relevanten Institutionen zügig auf diese neue Aufgabe vorbereiten.



Der Vorstand der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG)

Prof. Dagmar Fischer, Prof. Robert Fürst, Prof. Christa Müller, Dr. Hendrik von Büren, Nadine Metzger, Dr. Thomas Maschke



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