Kurz vor Weihnachten 2022 verstarb Prof. Dr. Klaus Mohr, zweifelsfrei einer der profiliertesten Hochschullehrer der Pharmazie in Deutschland.
Klaus Mohr hat in den siebziger Jahren in Kiel Medizin studiert und bei Prof. Heinz Lüllmann promoviert. Nach seiner Wehrdienstzeit bei der Bundesmarine kehrte er an das Institut für Pharmakologie der Universität Kiel zurück, um sich dort 1988 zu habilitieren. Schon während seiner Habilitationszeit übernahm er die Pharmakologie-Vorlesung für Pharmazeuten. Aber nicht nur die Studierenden pilgerten in das nahe der Förde gelegene Institut, sondern auch promovierende und promovierte approbierte Apotheker, denn dort gab es auf einmal eine hochwertige und besuchenswerte Pharmakologie-Vorlesung. Klaus Mohr entwarf fantastische Tafelbilder und konnte selbst die kompliziertesten Sachverhalte „einfach“ erklären. Seine Vorlesung war quasi druckreif. So wundert es nicht, dass in dieser Zeit auch der berühmte Taschenatlas der Pharmakologie, der später in zahllose Sprachen übersetzt worden ist, zusammen mit seinem akademischen Lehrer Lüllmann und dem Kollegen Ziegler entstand. Dieses Trio, ergänzt durch entsprechende Lehrstuhlinhaber in der Inneren Medizin oder Hygiene, veranstaltete an jedem 1. Dienstag im Monat im Semester die Disputatio pharmacologica zu einer medizinischen Indikation, die nicht nur von Ärzten sondern vor allem von Kieler Apothekern zahlreich besucht wurde.
Ab 1992 begeisterte er die Bonner Studierenden, die an jedem Montagmorgen um acht (!) Uhr den Hörsaal nahezu vollständig füllten. Als Klaus Mohr und Ulrike Holzgrabe einige Jahre später gemeinsam die große Vorlesung Medizinische Chemie hielten, saßen die Studierenden sogar auf Treppen und ihnen zu Füßen. Wir haben uns wie kleine Kinder darüber gefreut.
So wie er die Studierenden von der Pharmakologie, Toxikologie und Physiologie begeisterte, so konnte er auch seine Forschung erklären. Es war immer eine sehr große Freude mit ihm wissenschaftlich die gemeinsamen Arbeiten zu diskutieren und neue Pläne zu schmieden. Auf Grund seines messerscharfen Verstandes wurden DFG-Anträge und viel beachtete Publikationen perfekt geschrieben, obgleich das Thema von allosteren Modulatoren muscarinischer Rezeptoren in den 1990iger Jahren nicht gerade Mainstream war und so manch anderer Pharmakologe davon überzeugt werden musste. Nichtsdestoweniger wurden die gemeinsamen DFG-Anträge alle bewilligt, ebenso wie das von ihm angeführte Graduiertenkolleg zur „Struktur und molekularen Interaktion als Basis der Arzneimittelentwicklung“.
Als es 2003 galt unter der Präsidentschaft von Ulrike Holzgrabe einen neuen Generalsekretär für die DPhG zu suchen, war es klar, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit auch ein wunderbares Fundament für die Initiativen und Arbeiten für die DPhG sein würden. Für die DPhG hat Klaus Mohr wegweisende Statements geschrieben, denn er konnte die Diskussionen im damaligen Vorstand, bestehend aus ihm, Dr. Kurt Michel, Dr. Anke Ritter, Dr. Petra Schöttler, Prof. Dr. Schubert-Zsilavecz und Dr. Fritz Stanislaus sowie unserer Geschäftsführerin Karin Koehler, präzise und zielgenau auf den Punkt bringen. Im Vorstand lernten wir seinen stillen Humor verbunden mit kontemplativer Lebensfreude kennen und schätzen. Vielleicht angeregt durch dieses Amt, wurde er anschließend für fast 10 Jahre Studiendekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn.
2015 musste Klaus Mohr auf Grund gesundheitlicher Probleme Abschied von der Universität nehmen. Es war nicht einfach, einen solch brillianten Hochschullehrer und Wissenschaftler, der die Abteilung „Pharmakologie und Toxikologie“ am Pharmazeutischen Institut begründet hatte, zeitnah zu ersetzen.
Viele Gedanken begleiteten ihn seither im Stillen – wir haben einen wunderbaren Freund verloren - nun möge er seinen Frieden gefunden haben.
Ulrike Holzgrabe, Karin Köhler, Christa Müller, Anke Ritter, Petra Schöttler, Manfred Schubert-Zsilavecz und Fritz Stanislaus, für die DPhG