Stellungnahme der DPhG-Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und praktische Ausbildung“ zum Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes

Stellungnahme der DPhG-Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und praktische Ausbildung“ zum Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes

Der Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und praktische Ausbildung“ gehören überwiegend Lehrkräfte an Schulen für pharmazeutisch-technisch Assistenten/innen (PTA) an. Ergänzend zur Stellungnahme der DPhG möchten wir den Referentenentwurf zum geplanten Apotheken­-Reformgesetz aus Sicht der PTA-Ausbilder/innenkommentieren.

PTA sind in der Apotheke unverzichtbar, stoßen jedoch auch an ihre Grenzen: Die Anwesenheit eines/einer approbierten Apothekers/in mit absolviertem natur­wissen­schaftlichem Studium ist für das zeitnahe Lösen komplexer arzneimittel­bezogener Probleme und zur Kommunikation mit den am Therapieprozess beteiligten Ärztinnen und Ärzten unabdingbar. Selbst eine langjährige Berufs­erfahrung als PTA kann kein Pharmazie-Studium ersetzen.

Der vorgelegte Referentenentwurf sieht die Möglichkeit vor, dass PTA in Zukunft ohne Anwesenheit eines Approbierten in einer Apotheke Medikamente abgeben und Patienten betreuen dürfen. Nur bei Bedarf, worüber ein/e PTA selbst entscheiden soll, kann ein Apotheker „online“ zugeschaltet werden. In der PTA-Schule sowie im anschließenden Praktikum werden PTA zielgerichtet ausgebildet, um pharmazeutische Tätigkeiten im Rahmen ihres, in der Apothekenbetriebs­ordnung festgelegten, Aufgabengebiets – unter Aufsicht – zu erledigen. Dabei wird den angehenden PTA vermittelt, dass sie im Falle von Bedenken oder Unsicherheiten jederzeit die/den anwesende/n Approbierte/n hinzuziehen sollen und können. PTA werden nicht zum Arbeiten in „Video-Apotheken“ ohne anwesende Apotheker/in ausgebildet. Apotheken haben gemäß Apothekengesetz die Aufgabe, die ordnungsgemäße Arzneimittel­versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Damit ist nicht einfach nur eine Arzneimittel­abgabe gemeint, sondern vor allem auch die Beratung zu verschreibungs­- und apothekenpflichtigen sowie freiverkäuflichen Arzneimitteln, insbesondere zu Einnahme, möglichen Wechselwirkungen und Zusatzhinweisen, sowie gegebenenfalls dem Verweis zum Arzt.

In einer älter und kränker werdenden Gesellschaft dient die Apotheke dazu, täglich vieldimensionale, komplexe gesundheitliche Herausforderungen zu bewältigen: Es herrscht nicht nur ein Mangel an Apothekenpersonal, sondern auch an Haus- und Fachärzten, was sich in Patientenaufnahmestopps und langen Wartezeiten auf einen Termin äußert. Dies führt dazu, dass Patient/innen nicht nur zum Einlösen von Rezepten in die Apotheke kommen, sondern auch, um sich einen medizinischen Rat zu holen. Besonders hier ist die Beratungskompetenz von Apotheker/innen gefragt. Zudem erwarten Patient/innen, sowie sie es bisher gewohnt sind, ein vollumfängliches Leistungsangebot in der Apotheke, das auch das Einlösen einer Verschreibung, die Anfertigung einer Individualrezeptur oder die Belieferung von Betäubungsmittelrezepten zu jeder Zeit, ohne Beschränkung auf bestimmte Tage oder Uhrzeiten, umfasst.

Apotheker/innen werden durch ein naturwissenschaftliches Studium mit anschließendem Praktikumsjahr befähigt, die komplexen Probleme der Patient/innen in ihrer Vielschichtigkeit zu analysieren und zu lösen. Die PTA-Ausbildung hingegen ist lediglich eine zweieinhalbjährige Berufsausbildung, die mittlerweile ohne mittleren Schulabschluss begonnen werden kann. Unter diesen Voraussetzungen ist es unmöglich, die PTA während der Ausbildung zur eigenverantwortlichen Abgabe von apothekenpflichtigen und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu qualifizieren. Seit 2023 ist die Ausbildung durch die aktualisierte Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für PTA (PTA-APrV) zudem stärker praxisbezogen. Naturwissenschaftliche Grundlagen werden im Unterricht nur noch vereinfacht vermittelt. Außerdem werden die mitgebrachten Grundlagen der Auszubildenden zunehmend schlechter – sowohl sprachlich, sozial als auch fachlich. Selbst mit abermals reformierten Ausbildungsinhalten können die Fähigkeiten einer Apothekerin/eines Apothekers nicht erlangt werden und eine langjährige Berufserfahrung als PTA kann kein Pharmaziestudium mit seinen naturwissenschaftlichen Grundlagen ersetzen.

Wir, die Lehrkräfte von PTA-Schulen, sehen nicht, dass es möglich ist, innerhalb der zur Verfügung stehenden zweieinhalbjährigen Ausbildungszeit, PTA dahingehend auszubilden, dass sie alleine in der Apotheke, ohne approbierte/n Apotheker/in, stehen und eigen­verantwortlich beraten und Medikamente abgeben können. Ein weiteres Problem wäre, dass im halbjährigen Praktikum ein/e Apotheker/in, die/der die Ausbildung betreut, nur eingeschränkt zur Verfügung stünde. Dies würde zu einer weiteren Verminderung der Qualität führen.

Als PTA-Lehrkräfte warnen wir davor, eine „Apotheke light“ nur mit PTA ohne anwesende Apotheker/innen gesetzlich zu ermöglichen. Die Arzneimittelsicherheit sowie die Arzneimittel­therapiesicherheit würden sich hierdurch erheblich verschlechtern.

Kerstin Wahlbuhl, Vechelde                                          
Vorsitzende der DPhG-AG „Theoretische und Praktische Ausbildung“

Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Bonn                                        
Präsident der DPhG

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