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Neue Malariamittel – natürlich künstlich

Münster
|
June 20, 2023
|
18:15
Uhr

Ort: Hörsaal der Pharmazeutischen Institute, Corrensstraße 48 in Münster

Zoom-Link
Meeting ID: 610 0484 7786
Passcode: DPhG

Malaria wird übertragen durch die Weibchen der Stechmückengattung Anopheles und verursacht durch einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium. Die gefährlichste Art ist Plasmodium falciparum, der Erreger der Malaria tropica. An ihr sterben jährlich noch immer über 600'000 Menschen, vorwiegend Kleinkinder in Afrika, bei einer globalen Inzidenz von 240 Millionen Fällen pro Jahr. Seit frühgeschichtlicher Zeit hat die Malaria die Evolution des Menschen beeinflusst (Beispiel Sichelzellenanämie) und seine Unterfangen beeinträchtigt (Beispiel Bau des Panamakanals). Die Malaria wirkte jedoch auch als Katalysator von Innovation: als William Perkin im Jahre 1856 den ersten synthetischen Farbstoff herstellt und damit ein neues Zeitalter der organischen Chemie einläutet, wollte er eigentlich Chinin machen. Auch im Vietnamkrieg spielte die Malaria eine wichtige Rolle, insbesondere chloroquinresistente Mutanten von P. falciparum. Zur Unterstützung des Vietcong lancierte Mao 1967 ein geheimes Projekt mit dem Ziel, neue Malariamittel zu entwickeln. Darin erzielte Dr. Tu Youyou (* 1930) einen Meilenstein der Arzneimittelforschung: die Isolation von Artemisinin als aktives Prinzip der Heilpflanze Artemisia annua, wofür ihr 2015 der Nobelpreis in Medizin verliehen wurde. Artemisinin ist der Grundpfeilerder heutigen Malariatherapie. Das Molekül ist hochwirksam gegen die Malariaerreger und bestens verträglich für den Menschen; doch leider wird es, einmal verabreicht, in unserem Körper sehr schnell wieder abgebaut. Unter der Ägide von MMV (Medicines for Malaria Venture, Genf) hat sich ein Konsortium aus Forschenden der University of Nebraska (USA), Monash University (Australien), Hoffmann-La Roche und dem Swiss TPH vorgenommen, synthetische Peroxide zu entwickeln, welche gleich wirken wie das Artemisinin aber bessere pharmakologische Eigenschaften aufweisen. Dies ist gelungen! Das am weitesten fortgeschrittene der neuen Moleküle ist OZ439 (Artefenomel). Klinische Tests zeigten, dass OZ439 das Potential hat für ein neues Malariamittel mit kürzerer Behandlungsdauer.

Ich würde mich freuen, Sie zusammen mit Ihren Mitarbeitern begrüßen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Junker

RG Westfalen-Lippe
Prof. Dr. Pascal Mäser
Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH)

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