Medikamente müssen, um überhaupt wirken zu können, erst an ihr Ziel im Organismus gelangen. Wenn Medikamente auch gut verträglich sein sollen, müssen sie im Körper abgebaut und aus dem Körper ausgeschieden werden. Gene spielen bei all diesen Vorgängen eine wichtige Rolle, denn sie legen die Strukturen von Einweißstoffen fest, die beim Transport, beim Abbau und bei der Ausscheidung von Wirkstoffen von Bedeutung sind. Gene beeinflussen auch, wie wirksam ein Medikament ist, denn die Zielstrukturen für Medikamente (Rezeptoren) werden ebenfalls von Genen kodiert. Ist die genetische Ausstattung eines Patienten hinsichtlich der arzneistoffrelevanten Gene bekannt, ist es möglich, für jeden Patienten individuell das richtige Medikament in der richtigen Dosierung auszuwählen. „Die Personalisierte Pharmazie kann die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten entscheidend verbessern“, sagt Prof. Dr. Dieter Steinhilber vom Institut für Pharmazie der Universität Frankfurt am Main.
Heute ist es möglich, mit einer einfachen Speichelprobe diejenigen Gene analysieren zu lassen, die für die Verstoffwechselung einer Vielzahl von Medikamenten in ganz unterschiedlichen Indikationsgebieten zuständig sind. Das Analyseergebnis kann dem Arzt wichtige Informationen liefern, das individuell beste Medikament in der richtigen Dosierung zu verschreiben. Die Verschreibung von Medikamenten liegt zu Recht in der Hand der Ärzte. Doch Ärzte nutzen heute leider noch viel zu wenig die Möglichkeiten der modernen Gendiagnostik, wenn es darum geht, das bestmögliche Medikament für einen individuellen Patienten zu finden. Das Gendiagnostikgesetz, das im Jahre 2010 in Kraft getreten ist, hat die Anordnung und Interpretation genetischer Tests unter einen „Arztvorbehalt“ gestellt. Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft fordert, dass im Bereich der Arzneimitteltherapie nicht nur Ärzte, sondern auch Apotheker in das Gendiagnostikgesetz einbezogen werden.
Im Gendiagnostikgesetz sind unter anderem auch arzneimittelbezogene Genuntersuchungen erfasst mit dem Ziel, die Arzneimitteltherapie zu optimieren. Trotzdem werden diese arzneimittelbezogenen Genuntersuchungen heute noch kaum ausgeführt. „Womöglich denken viele Ärzte bei Gendiagnostik nur an schwere Erbkrankheiten, nicht aber an die Möglichkeit, mit einfachem Aufwand die Arzneimitteltherapie der Patienten zu verbessern“, sagt Prof. Steinhilber. Die Ergebnisse von Gentests im Zusammenhang mit Medikamenten bedeuten so gut wie niemals einen „Schicksalsschlag“ für die betroffenen Patienten. Da es nämlich einen großen Arzneimittelschatz gibt, kann der Patient alternative Wirkstoffe einsetzen oder es muss die Dosis des Wirkstoffs angepasst werden.
„Apotheker“, so Prof. Steinhilber, „sind als staatlich anerkannte Arzneimittel-Experten bestens qualifiziert, arzneimittelbezogene Gentests zu veranlassen und die Ergebnisse gemeinsam mit dem Arzt und den Patienten zu besprechen. Um die bestmögliche Arzneimitteltherapie für die Patienten sicherzustellen, müssen Apotheker im Gendiagnostikgesetz berücksichtigt werden.“
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Pressesprecher der DPhG
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Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft e.V. (DPhG) zählt mit über 10.000 Mitgliedern zu den großen wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland. Die DPhG veranstaltet jährlich etwa 150 wissenschaftliche Vorträge für Apotheker, ist Herausgeberin der Zeitschrift „Pharmazie in unserer Zeit“ und fördert als unabhängige Gesellschaft die wissenschaftlichen Interessen der deutschen Pharmazie.